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[Oben angepinnt] CO2 Bilanzen von Stroh

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florian
(@florian)
Admin
Beigetreten: Vor 2 Jahren
Beiträge: 5
Themenstarter  

Liebe Mitglieder,

immer wieder werde ich gefragt wie viel kg CO² in einer Tonne Stroh den enthalten sind. Und meine Recherchen zu fundierten Quellen waren bisher nicht erfolgreich.

Ich bin auf der Suche nach belastbaren Angaben!

Besten Dank, Florian


   
Zitat
florian
(@florian)
Admin
Beigetreten: Vor 2 Jahren
Beiträge: 5
Themenstarter  

Ein Kollege aus der MFPA in Weimar hat Klarheit verschafft!
Ausgangspunkt unserer Betrachtung ist der Dämmstrohballen Baustroh mit 100 kg/m³.
Dieser wurde in der EPD (ENVIRONMENTAL PRODUCT DECLARATION) untersucht -BAU-EPD-Fasba-2019-1-GaBi-Baustrohballen-20191010.pdf

Wir betrachten bei unserer Recherche die Herstellung und den Transport des Strohs bis zum Lager, d.h. die Prozesse im Lebenszyklus A1-A3. - Seite 8

In der Auswertung der Ergebnisse (Seite 14, Tabelle 10) erhalten wir CO²-Emmissionen  von 127 kg für Baustroh (100 kg/m³)

Wenn wird diesen auf die lasttragende Bauweise (200 kg/m³) hochrechnen kommen wir auf 254 kg, wobei die veränderten Produktionsprozesse bzgl. der höheren Rohdichte noch nicht berücksichtigt sind und noch besser aussehen dürften.

Das bedeutet in einer Tonne Stroh sind 1,27 Tonnen CO² gebunden!

Ausführlich:

Aussage 1) "In der Auswertung der Ergebnisse (Seite 14, Tabelle 10) erhalten wir CO²-Emmissionen  von 127 kg für Baustroh (100 kg/m³)"

1.Kommentar zu 1) : Das ist richtig! Es gilt genau die Emissionen für die Herstellungsphasen A1-A3. Streng genommen sind es  - 127 kg_CO2 äquival. Das Minus steht für eine CO2-Senke. Es bedeutet, das insgesamt mehr CO2 im Stroh gespeichert ist, als für den Herstellungsprozess  freigesetzt wird ...

Diese Aussage gilt zudem für genau 1 m³ Baustroh. Da die Betrachtungen in der EPD für die Dichte 100 kg/m³ durchgeführt wurden, gilt es auch für genau 100 kg Baustroh. 

Man kann diese Zahl als (Summe GlobalWarmingPotential) GWP_Summe in der 3. Zeile Tabelle 10, Spalte A1-A3 ablesen. Es ist dafür die Summe aus GWP_Herstellung (A1-A3) = 6,58 kg_CO2 äquival.  und dem GWP_C_Gehalt = - 134,0 kg_CO2 äquival. zu bilden.  ( 6,6 -134 = - 127,4 ... also rund 127). Bei der Ablesung ist die für manchen ungewohnte wissenschaftliche Schreibweise der Zahlen -1,34E+02 = -1,34 *10²= -134 zu beachten!

 2.Kommentar zu 1)  Auch die für die Errichtung des Gebäudes anfallenden Treibhausemissionen sollte man eigentlich noch dazurechnen. Das betrifft den Schritt A4 (Transport zur Baustelle; Tabelle 6)  und den Schritt A5 (Hier im Wesentlichen nur Materialverlust bei der Herstelllung, siehe Tabelle 7)

Somit ergäbe sich insgesamt  6,6 - 134 + 2,54 + 0,702 = - 124 (für A1 bis A5) beim Baustroh pro 100 kg Baustroh (bzw 1 m³ Baustroh)

Aussage 2: "Das bedeutet in einer Tonne Stroh sind 1,27 Tonnen CO² gebunden!"

Kommentar: Das ist nicht ganz präzise ausgedrückt, besser sagt man exakt: "In einer Tonne Stroh 1,34 Tonnen CO2 gebunden."  (A1-A3, Zeile 2, GWP C-Gehalt)

Da aber die Herstellungs- und Transportprozesse vom Stroh für den Hausbau auch etwas CO2 emittieren, wird (in der Summe) bei der Verwendung von einer Tonne Stroh zum Hausbau  "nur"  insgesamt in der Bilanz 1,27 Tonnen CO2 gebunden! (oder eben 1,24 für A3 bis A5!)

Und nun der einfache Merksatz: 

"Verwendet man eine Tonne Stroh zum Bauen, dann bindet man eine und 1/4 Tonne CO2 (rund 1,25 t!) für die Dauer der Nutzung des Gebäudes!"

(für Baustroh zum Dämmen oder lastabtragende Bauweise wird sich diese Zahl nur minimal unterscheiden! Sie dürfte für die lastabtragende Bauweise tendeziell etwas günstiger liegen!)

 

 


   
Justyna reacted
AntwortZitat
info@fasba.de
(@infofasba-de)
Admin
Beigetreten: Vor 2 Jahren
Beiträge: 29
 

@florian 

Danke Florian für die ausführliche Berechnung. Hatte auch gerade die Werte aus der EPD rausgesucht und umgerechnet. Komme aufs gleiche Ergebnis.
Den Merksatz speicher ich ab 🙂


   
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steffenjesper
(@steffenjesper)
Mitglied
Beigetreten: Vor 2 Jahren
Beiträge: 1
 

Hallo Florian,

 

kannst du den physikalischen Hintergrund nochmal erklären, warum 1t Stroh 1,34t CO2 speichern kann. Also warum kann etwas mehr Masse von etwas speichern, als es selber wiegt.

Danke!


   
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florian
(@florian)
Admin
Beigetreten: Vor 2 Jahren
Beiträge: 5
Themenstarter  

Hallo Jesper,

im Laufe seines Lebens genötigt die Getreidepflanze einen gewissen Anteil an Kohlendioxid, um ihre Wachstumsprozesse anzutreiben. Dabei wird Sauerstoff frei und der Kohlenstoff verbleibt in der Pflanze.
Es sind 1,34t an Kohlendioxid in unserm Baustoff (1t Stroh) eingelagert! Unglaublich, aber rein rechnerisch eine Tatsache!


   
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Roderick
(@roderick)
Mitglied
Beigetreten: Vor 2 Jahren
Beiträge: 2
 

Hallo Jesper,

bei der Aufnahme von CO2 kommt auch sauerstoff frei. Die O-Atomen, die in der CO2 sind können als O2 wieder freigesetzt werden. Ich glaube es hat damit zu tun, nicht alle Atomen die aufgenommen werden, werden wieder eingebaut.


   
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